Imkerei Philipp Elsässer

Der Sommer war sehr groß... (Rilke)

Naja, nicht immer, aber zum Schluß hin schon... (Elsässer)

Saftige, wohlschmeckende Äpfel der verschiedensten Sorten, und ein leckerer Apfelsaft: Geschenk der Natur und Lohn für die Mühen des Jahres!

Kohlscheid, 1. Oktober

Nach einem naßkalten "Sommer"-Monat Juli und einem wetterwendischen und vor allem windigen August hat es der September ab etwa Mitte des Monats wirklich gut mit uns gemeint. Die Apfelbäume waren gut mit Wasser versorgt und die Sonne hat Wunder vollbracht: Rotbäckige Äpfel in großen Mengen, wohin das Auge auch schaut! Einzig der Boskoop trägt nicht (noch nicht mal einen!). Dafür war der Behang an allen anderen Bäumen überreich - gleich,  ob Kaiser Wilhelm, Rambour, Goldparmäne und Berlepsch.

Die kräftigen Winde, die uns die verschiedenen Tiefdruckgebiete gebracht haben, haben einen ordentlichen Teil der Frucht bereits aus den Kronen geschüttelt - sonst hätten wir noch mehr zu bewältigen!

Seit etwa einer Woche bin ich nun mit der Ernte beschäftigt. Als erstes habe ich ein paar Goldparmänen "gebrochen", wie es im Kahlgrund heißt. Dabei ist die Sorte von der Streuobstwiese in Duffesheide in der Reife schon sehr weit - schon nach ein paar Tagen färbten sich die Äpfel in der Kiste gelb und waren verzehrgerecht. Die Goldparmäne aus meinem eigenen Garten braucht passenderweise etwas länger, bis sie richtig mundet.

Von den Kaiser Wilhelm und den Rambour habe ich nur wenige gebrochen - diese Äpfel sind nicht besonders lagerfähig und werden schnell mehlig und innen braun oder stippig.

Die Berlepsch sind noch nicht so weit, sie hängen noch fest und können bis mindestens Mitte Oktober warten. Diese Äpfel sind vorzüglich für alle Verwendungsarten - ob als Tafelapfel oder zum Backen!

Ein kleines Sonderkapitel soll den Birnen gewidmet sein. Die Birnbäume sahen prächtig aus (kaum Birnengitterrost!) hatten sehr guten Behang und die Früchte waren köstlich. Schade nur, daß die Sorten in Duffesheide sich nur kurz lagern lassen. So mußten wir manchmal mehr essen als uns lieb war. Trotzdem: Ich bin seit diesem Jahr ein Birnenfan! ...Home...

Wie die Flut von Äpfeln verwerten?

Bei so viel Obst stellt sich die Frage: Wohin mit all den Äpfeln? In der Nachbarschaft verschenken; eine Kiste an die Straße stellen, damit sich Passanten bedienen können; dem DORV ein paar Kilo vorbeibringen oder dem Kindergarten die Äpfel fürs gemeinsame Backen mit Müttern und Kindern liefern - da geht was weg, aber beileibe nicht genug!

Zum Glück gibt es die Biologische Station im Kreis Aachen. Sie kümmert sich unter anderem auch um den Erhalt und die Wiederbelebung der Streuobstwiesen-Kultur. Im Rahmen dieser Arbeit betreibt sie eine mobile Saftpresse, von der Obstwiesenbesitzer Saft aus ihren eigenen Äpfeln pressen lassen können; und sie vermittelt Obst an eine Großkelterei, die Saft speziell aus Äpfeln von Streuobstwiesen herstellt. Beide Möglichkeiten habe ich genutzt und sowohl Saft für meine Kollegen (die mit mir die Streuobstwiese in Duffesheide pflegen) und mich pressen lassen, als auch Äpfel abgeliefert, die dann an die Großkelterei gehen.

Den Saft, den wir für uns behalten haben, haben wir teilweise selbst eingekocht  - teilweise haben wir ihn aber auch gleich bei der mobilen Saftpresse pasteurisieren lassen (in 5-Liter-Behältern "Bag in Box").

(Äppel)Woi oder nicht Woi, das ist hier die Frage!

Ich überlege noch, ob ich von den Äpfeln, die immer noch übrig sind, nochmal Saft machen lasse; diesmal aber nicht, um ihn einzukochen, sondern für Äppelwoi ("Stöffche", wie der Hesse sagt). Unser Frankenlied stellt ja nicht auf Äppelwoi, sondern auf Wein ab:

"Bald hebt sich auch das Herbsten an,
die Kelter harrt des Weines.
Der Winzer Schutzherr Kilian
beschert uns etwas Feines!"

Aber Viktor von Scheffel wäre mir nicht gram, wenn ich statt Trauben Äpfel nehmen würde, oder?

Hier eine kleine Bildstrecke über die bisherige Sammelei und Safterei:


"Wirtschaftsobst" für Saft und Sammelstelle


Ablieferung von Fallobst ; das Obst wird begutachtet, bevor es angenommen wird.


Vor dem Mahlen wird das Obst gewaschen, anschließend wandert es in die Mühle

Das gemahlene Obst wird in Tücher gefüllt. Die vier Enden des Tuches werden zur Mitte hin gefaltet, darüber kommt eine Platte und dann wieder das nächste Tuch - so lange, bis die maximale Kapazität der Presse errreicht ist.

Der Stapel mit dem Mahlgut wird unter Druck gesetzt - der Saft läuft! Ist die Pressung abgeschlossen, wird der Trester entnommen. Schafzüchter nehmen ihn gern als Herbst- oder Winterfutter

Leergepresster Trester

Erinnerungen werden wach...

Unser Nachbar in meiner Heimat war Küfer ("Büttner" oder "Böttcher" für die Nordlichter); nebenbei betrieb er eine Kelter. Damals war Apfelwein noch der Haustrunk in vielen Familien und die Bauern und Gartenbesitzer brachten über Wochen hinweg ihre Äpfel zum Keltern. Nicht selten wurde bis spät in die Nacht hinein noch gekeltert und wir Kinder konnten wegen des Lärms keinen Schlaf finden. Aber wenn einem nach einem Gläschen "Süßem" zu Mute war, konnte man immer über die Mauer klettern und sein Glas in den Saftstrahl halten, der aus der Presse kam. Weil oft noch bis in den November hinein gekeltert wurde, war der Saft oft eiskalt... Beim Saftpressen in der Biologischen Station fühle ich mich jedesmal in meine Kindheit zurückgesetzt. Das Wasser überall, der Geruch von Äpfeln, Saft und Trester in der Luft, und die anschließende Verkostung - fast noch genauso wie wie damals!

Noch etwas hat mich an früher erinnert - ich habe lange gebraucht, bis ich dahinter gekommen bin: Es sind die Säcke! Ich habe mir Jutesäcke besorgt,  und wer einmal diesen Geruch in der Nase gehabt hat, vergißt ihn sein Leben lang nicht mehr.