Imkerei Philipp Elsässer

Auch alte Hasen lernen noch was dazu!

Seitdem ich in Altersteilzeit bin, habe ich im Auftrag des Senior Experten Service, Bonn (SES), Organisationen in mehreren Ländern besucht, um ihnen bei der Bewältigung verschiedener Probleme Hilfestellung zu leisten. Oft handelte es sich um Nichtregierungsorganisationen, und die Probleme lagen im Verwaltungs- oder Finanzbereich. Aber eigentlich hätte ich ja gerne Imker beraten, weil ich dachte, dass die Imkerei vielen Kleinbauern und Tagelöhnern - also Menschen mit niedrigen Einkommen - ein schönes Zubrot bringen könnte.

Weil aber kein entsprechender Auftrag vom SES kam, habe ich beschlossen, mich selbst einmal umzusehen. Aber zunächst musste ich ja etwas Erfahrung sammeln - nicht überall auf der Welt wird geimkert wie in Deutschland! Per Zufall hatte ich Mitte 2011 Kontakt zu Horst Wendorf aufnehmen können. Horst leitet ein Honigprojekt in Sambia - Bee Sweet in Luanshya im Copperbelt. Für Ende 2012 vereinbarten wir einen Besuch bei ihm - im Oktober war es dann soweit: Von Düsseldorf aus flog ich los und war drei Tage später bei Horst in Luanshya.

Alles Weitere dann in den Unterschriften zu den Bildern!


Das Pojekt bezieht mehrere hundert Kleinbauern mit ein; das Projektgebiet ist aufgeteilt in mehrere Sektoren, jedem Sektor ist ein Team von zwei Leuten zugeteilt. 
Hier die Vorbesprechung für die Arbeit an den Bienenständen in einem Sektor. Anwesend sind auch einige der am Projekt beteiligten Kleinbauern - auch Frauen betreuen im Rahmen des Projektes eigene Völker.


Die Bienenstände (Apiaries) sind über die Sektoren verstreut; auf jedem Stand stehen fünf bis sechs Stöcke.

Vorherrschende Vegetationsform ist der "Miombo"-Forest, ein lichter Wald mit verschiedenen Laubbbaumarten. Es gibt zwei Blüh- bzw. Trachtzeiten im Jahr: April/Mai und September bis November. 

Geinkert wird in der Top Bar Hive (TBH), einer einfachen Beute. Die Biene ist die apis mellifera adansonii, ein wehrhafte Tierchen, wie ich sehr bald feststellen sollte!

Die adansonii ist sehr "brutstark" wie der Imker sagt. Ihre Völker können in kürzester Zeit enorm wachsen.

Der Umgang mit der adansonii ist aber nicht einfach. Imkern nach mitteleuropäischem Vorbild  macht sie nur zögerlich mit. Der Aufbau der Imkerei findet über Schwärme statt, die in hoch aufgehängte Kisten einziehen. Diese muss man dann bergen und in die größeren TBH umsiedeln.

Die Schwarmkiste wird fertig gemacht für den Transport: Das Flugloch muß bienendicht verschlossen sein. Links übrigens Horst Wendorf, der Leiter des Projektes.


An Ort und Stelle wird dann das Volk aus der Schwarmkiste in die TBH umgesetzt. Dieses hier ist ein besonders prächtiges Jungvolk mit sehr viel Brut!

Die Mannschaft macht sich auf zur Honigernte. Alles wird bereit gehalten: Smoker, Besen und Honigeimer...

Honigwabe aus einem TBH-Volk. Die Erntemenge bei den einzelnen Völkern kann sehr stark schwanken. Ein Grund dafür: Man kann mit der adansonii nicht ohne Weiteres, wie mit unserer Carnica, Völker pflegen und verstärken - das macht sie oft gar nicht erst mit und zieht aus!

 

Wie bei uns auch: Die Honigwabe wird mit dem Besen bienenfrei gemacht.

Dann wird die Honigwabe vom Oberträger abgeschnitten und landet im Eimer.

Geernteter Wabenhonig

Die Tagesernte. In der "Honigstation" werden die Waben gestampft. Anschliessend lässt man den Honig durch Siebe tropfen. sodann ruht er mehrere Tage und klärt in dieser Zeit - Wachsreste und Luftbläschen steigen nach oben und werden "abgeschäumt". Nun kann man den Honig auf Gläser füllen. Das Endprodukt kann sich übrigens in punkto Sauberkeit, Konsistenz und Geschmack durchaus mit deutschem Honig messen!


Das Lager für verkaufsfertigen Honig

Ameisen sind eine ständige plage. Sie finden jeden Weg, um an die süße Nascherei Honig zu kommen. Zum Schutz vor ihren Besuchen werden die Tischbeine in Konservendosen mit Altöl gestellt.

Bee Sweet möchte den Kleinbauern tausende von Beuten zur Verfügung stellen. Hier die Schreinerei des Projektes. Ich finde es gut, dass für die Beuten Abfallholz aus einem nahen Sägewerk verwendet wird. Für die Herstellung von traditionellen Beuten (aus hohlen Baumstämmen oder aus Rinde) müssten sonst viele Bäume sterben.

Ein häufiger, aber recht harmloser Mitbewohner in den Bienenbeuten ist der Große Beutenkäfer

Sehr viel ärgerlicher für den Imker ist der Kleine Beutenkäfer. Seine Larven richten in Brut- und Honigwaben ein übles Durcheinander an. Befallene Waben sind zu nichts mehr zu gebrauchen!

Die Wachsmotte ist auch in unseren Breiten bekannt. Ihre Larven sind hinter dem Eiweißanteil der alten Puppenkokons her und zerstören dabei den ganzen Wabenbau.

Übelster Feind der Biene ist aber der Mensch. Umwandlung von Wald in intensiv genutzte Ackerfläche und Abholzung (für Holzkohle, s.o.) sind zwei wichtige Gründe, dass es der Biene in Sambia bald auch wie unseren Bienen hier gehen könnte.

Ein anderer Grund: Auch in Zentralafrika ist die Varroa mittlerweile heimisch. Hier: Untersuchung einer Brutwabe auf Varroamilben

 

Voilà! Mehrfach parasitierte Drohnenpuppe. Bei dieser kurzen und unsystematischen Untersuchung war nahezu jede vierte Puppe befallen!

Wird es in Zukunft auch noch solche leckeren Früchte direkt aus dem Busch geben? Wenn Bäume der Gier nach Hiolzkohle zum Opfer fallen oder die Varroa den Bienen zusetzt, so dass die Bestäubung nicht mehr gesichert ist?

Die Früchte aus dem Busch sind begehrt und verschaffen den Kleinbauern ein Nebeneinkommen, vor allem in der Zeit zwischen den Ernten.

Marktszene am Rand von Luanshya

...oder hier, auf den Gehsteigen mitten im Zentrum

Zum Abschluß noch ein Blumengruß. Klein, keine Handbreit hoch und auf den ersten Blick nichts Besonderes, aber: fünf Monate hatte es nicht geregnet; alles war ausgedörrt von Hitze und knochentrocken, der Boden voller Risse. Die Buschfeuer waren über ihre Wurzel hinweggegangen, die im Boden ruhte. Und mit einem Mal wußte sie, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war, auszutreiben. Nun stand sie in ihrer schlichten Schönheit auf einem Platz, der ansonsten fast trostlos grau von Asche und braun von welkem Laub war.


Alles heil überstanden!